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Projekt «Element 5»: Schaffhausen in a bottle

Artikel im Gault&Millau vom 6. Dezember 2021

Projekt «Element 5»: Schaffhausen in a bottle
Zwei Flaschen, fünf Elemente: Im Blauburgunderland haben sich vier ehrgeizige Winzer gefunden. Kellerbesuch.

EIN WEIN WIE EIN FILM. Was versteht man unter dem Fünften Element? Filmfreaks und Weinliebhaber werden verschieden antworten. Die ersteren denken an Luc Bessons Sci-Fi-Blockbuster «Le Cinquième Elément» mit Bruce Willis und Milla Jovovich. Weinfreunde wohl eher an die «Element 5» benannten Cuvées aus dem Kanton Schaffhausen. Sie sind ein Gemeinschaftswerk von Stefan Gysel (Aagne Hallau), Sebastian Gerner (Rötiberg Kellerei Wilchingen), Matthias Nigg (Weingut Lindenhof Osterfingen) sowie Markus Stamm (WeinStamm Thayngen).

VOM ERGEBNIS ÜBERRASCHT. Doch halt, sind wir da nicht erst bei vier? Richtig. «Wir hatten beim Zusammenstellen gesehen, dass vier interessante Weine etwas Fünftes ergeben können. Etwas Spannenderes als die Summe der Teile.» Dies sagt Thomas Stamm, einer von den Vätern des Projekts. Wir sitzen im WeinStamm, dem neu errichteten Wirtschaftsgebäude in Thayngen. Kellerei, Barrique-Lager und Verkaufslokal vereinen sich hier zu einem grosszügig angelegten Komplex von 7000 m2. Thomas hat die Führung des WeinStamms mittlerweilen seinem Sohn Markus übergeben. Ab dem zweiten Jahrgang zeichnet Markus auch für den Thaynger Teil im «Element 5» verantwortlich. «Ich bin hier nur noch freier Mitarbeiter», sagt Thomas schmunzelnd. Mit dabei ist auch Stefan Gysel vom Weingut «Aagne» in Hallau. «Wir keltern in unseren Betrieben ohnehin eine breite Palette von Weinen. Natürlich versuchen wir bei allen, das Beste herauszuholen. Da war es schon überraschend zu sehen, dass in der Kombination etwas noch Besseres entstehen kann.»

SCHAFFHAUSEN IN A BOTTLE. Die beiden sind sich bewusst, dass es Gemeinschaftswerke in der Art des «Element 5» bereits mehrfach gibt: Im Tessin, in Graubünden, sogar in Schaffhausen mit dem «Zwaa» von Baumanns in Oberhallau und Meyers im Bad Osterfingen. «Wir wollten nicht kopieren, keinen 'Doppel-Zwaa' machen», präzisiert Thomas Stamm. «Unsere Absicht war, die doch recht unterschiedlichen Terroirs des Kantons Schaffhausen vereint auf die Flasche zu bringen.» Stefan Gysel umreisst die angestrebte Stilistik des roten «Element 5» so: «Pinot-Frucht, vereint mit Struktur. Burgundisch-langlebig.» Um dies zu unterstreichen, behält man die Flaschen einige Jahre zurück. Zur Zeit ist erst der 2015er erhältlich. 

DEN «ELEMENT 5» GIBT ES ZWEIFACH. Rot als Pinot Noir, weiss als Blanc de Blancs, ebenfalls aus Pinot Noir. Wir verkosten zunächst den weissen 2019er. Hier orten wir strukturgebende Säure, blumig-feine Würze, leichte Honig- und Zitrusnoten sowie schön eingebundene Holznoten - ein valabler Essensbegleiter. Beim Roten sind es würzige Holznoten mit Brombeer- und Pflaumenaromatik, einem Hauch von Vanille und eleganten Röstaromen. Beide verkosteten Jahrgänge, 2015 und 2013, wirken noch ausgesprochen jugendlich. Besonders der 13er, der wohl noch lange liegen kann.

NEID? FREMDWORT! Verläuft eigentlich die Zusammenarbeit zwischen den Element 5-Winzern immer harmonisch? Thomas Stamm dazu: «Wir führen schon Stildiskussionen, nehmen auch nicht immer jedes verkostete Fass hinein. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns nicht einig geworden wären.» Dieser Meinung ist auch Stefan Gysel: «Durch dieses gemeinsame Projekt sind wir vier Betriebe etwas näher zueinander gerückt.» Thomas Stamm nimmt dies nicht als Selbstverständlichkeit: «Es gibt Orte, da missgönnt man einander sogar die Zahnschmerzen der Katze.» Gute Zukunftsaussichten also für den «Element 5». Übrigens: Bessons «Le Cinquième Elément» war ein Kassenschlager, einer der einträglichsten europäischen Filme überhaupt. Hoffen wir, dass auch «Element 5» weiterhin reüssiert. Wir würden den Winzern den Erfolg gönnen - wie auch das Wohlbefinden ihrer Katzen.

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